NÖ muss aus der verkehrs- umwelt- und klimapolitischen Sackgasse herausfinden

St. Pölten, 1.7.2021: Niederösterreich ist im Bereich der Verkehrspolitik mit den Straßengroßbauprojekten in die Richtung unterwegs. Der Verkehrssektor ist jener Sektor, der in den letzten dreißig Jahren beim Treibhausgasausstoß massiv zugenommen hat und den größten Anteil aller Sektoren einnimmt. Zusätzlich bringt der KFZ-Verkehr durch den Reifenabrieb und die dadurch entstehenden Mikroplastik-Partikel ein zusätzliches Gesundheitsrisiko für Mensch und Tier. Noe4Future fordert daher die Politik in NÖ umgehend auf, die derzeitigen Straßengroßprojekte auf Eis zu legen und mit einer zukunftsgewandten Verkehrsplanung eine Verkehrswende in NÖ einzuschlagen.

Verkehr führt die Bilanz der Treibhausgasemissions-Verursacher in NÖ an

Wie der Luftschadstoff-Inventur des Umweltbundesamtes* zu entnehmen ist, ist der Treibhausgasausstoß in Niederösterreich unverändert hoch. Mit 18 Mio. Tonnen CO2 werden in Niederösterreich sogar um 2,3 Prozent mehr Treibhausgase ausgestoßen als noch 1990. Ganze 29% davon entfallen auf den Verkehrsbereich. Damit entfällt auf den Verkehrssektor der größte Anteil am Triebhausgasausstoß. Dem nicht genug sind in keinem anderen Sektor die Emissionen mit +74% so stark gestiegen wie beim Verkehr. Hier fordert Noe4Future die Politik auf endlich die Verkehrswende zu beginnen, die für den Klima- und Umweltschutz so wesentlich ist. Für eine konsequente klimaschonende Verkehrspolitik sollte das Straßenbaubudgets für den Rad-, Fuß und Öffentlichen Verkehr verwendet werden, anstatt teure Großprojekte, die ausschließlich dem KFZ-Verkehr zugute kommen, umzusetzen. Wales könnte in diesem Punkt ein Vorbild sein. Erst kürzlich hat Wales alle zukünftigen Straßenprojekte auf Eis gelegt.

Verkehr bringt Mikroplastik in die Umwelt

Mikro- und Nanopartikel gelangen über Luft, Wasser und Nahrungskette auch in unseren Körper – mit für Menschen ebenso hohem Schadpotential wie für andere Lebewesen. Solche Schadstoffe können aufgrund ihrer Beschaffenheit und Vielfalt kaum gefiltert werden, ein Teil davon gelangt sogar direkt in unser Gehirn. „Die einzige realistische Chance, uns Menschen wirkungsvoll zu schützen, besteht darin, den weiteren Austrag solcher Schadstoffe – und damit den KFZ-Straßenverkehr insgesamt – ab sofort von vorneherein bestmöglich einzudämmen“, so Dieter Schmidradler von Verkehrswende.at. Mit über 50% ist der Straßenverkehr, überwiegend durch Reifenabrieb, der größte Verursacher von Mikroplastik in der Umwelt. Neueste Forschungsergebnisse** belegen, dass von diesen Schadstoffen eine tödliche Gefahr ausgeht. In den Flüssen verursacht eine direkt auf den Reifenabrieb rückführbare chemische Reaktion ein Fischsterben. Auch der Feldhasenschwund ist auf die zunehmende Belastung mit Umweltgiften durch Mikroplastik zurückzuführen. Viele Wildtiere sterben an einem dadurch geschädigten Verdauungssystem.

Verkehrswende in NÖ dringend nötig.

Die derzeitige Verkehrspolitik ist ist nach wie vor stark auf den Autoverkehr ausgelegt. Der weitere Ausbau von Landesstraßen wurde bisher wenig hinterfragt und Niederösterreich setzt die autozentrierte Verkehrspolitik fort. In Niederösterreich sind derzeit gleich mehrere Straßengroßprojekte in Planung wie etwa die S 34, die Ostumfahrung in Wiener Neustadt oder der Lobautunnel. Noe4Future fordert die Politik in NÖ daher zu einem sofortigen Stopp aller geplanten Straßenbau-Großprojekte und zu einem aktiven Engagement für eine wirksame Reduktion des KFZ-Verkehrs auf. Mit gebündelter Kraft ist nun alles daran zu setzen, eine echte Verkehrswende auf den Weg zu bringen. Umwelt- und klimaverträgliche Mobilität erfordert die gezielte Förderung eines Alltags der kurzen Wege samt einer Attraktivierung aktiver Mobilität. Mehr denn je ist im Personen- und Güterverkehr ein klares politisches Bekenntnis zur umfassenden Wiederherstellung der schienengebundenen Infrastruktur und ein bedarfsgerechter Ausbau unseres Bahnnetzes in NÖ gefragt. Noe4Future fordert die Politik in Niederösterreich auch auf, dem 1,2,3-Ticket endlich zuzustimmen und in vollem Umfang das Pariser Klimaabkommen ernst zu nehmen und einen realistischen und ambitionierten Plan für ein klimaneutrales Niederösterreich 2040 auszuarbeiten.

Noe4Future – Netzwerk für ein klimaneutrales NÖ

Die Noe4Future ist eine Gruppe von niederösterreichischen Organisationen die sich das Ziel gesetzt hat, ein klimaneutrales Niederösterreich 2040 zu erreichen und von der Politik die nötigen Maßnahmen zur Erreichung dieses Ziels vehement einzufordern.

 


* https://www.umweltbundesamt.at/fileadmin/site/publikationen/rep0746.pdf
** https://edition.pagesuite-professional.co.uk/html5/reader/production/default.aspx?pubname=&edid=eccee132-71e9-4f85-9676-c69f115a469b&pnum=8


Rückfragehinweis:
Martin Jaksch-Fliegenschnee
ParentsForFutureBaden
0660 2050755
baden@parentsforfuture.at

noe4future: Verkehr in NÖ schädigt Klima- und Umwelt