Warum das bauliche Trennen gerade im ländlichen Raum eine Sackgasse fürs Radfahren sein kann

 

Es ist aus Sicht der Radlobby in Ebreichsdorf wünschenswert, wenn qualitätsvolle und sichere Radfahranlagen in der Stadtgemeine errichtet werden. Keine Frage!

Die weit verbreitete Meinung, dass eine gute Radinfrastruktur zwingend einen baulich getrennten Radweg bedeutet, teilen wir nicht – es gilt genau hinzusehen, wo baulich geteilt wird und warum.

Entlang der B16 und der B60 ist es absolut notwendig einen getrennten Radweg zu haben. In der Stadtgemeinde sind jedoch einige Lücken im Radwegenetz entlang der Landesstraßen, insbesondere was das sichere Queren betrifft. Das Land mag hier formal in der Zuständigkeit sein, das Vorantreiben der Schaffung einer sicheren Infrastruktur liegt bei der Gemeinde.

Trennung zweckmäßg

Ein Ort, an dem ein getrennter Geh- und Radweg zu mehr Sicherheit beitragen kann, ist der Hauptplatz in Unterwaltersdorf der entlang der B60 bis zum Ortsende führt. Dort fahren RadfahrerInnen derzeit auf der Fahrbahn, müssen diese queren, um dann auf den Radweg/Güterweg Richtung Weigelsdorf zu kommen. Angesichts des hohen Verkehrsaufkommens und der zahlreichen LKW ist das kein Vergnügen mit dem Rad.

Teilen sinnvoll

Ein Ort, an dem ein baulich getrennter Radweg allerdings nicht zweckmäßig ist, ist die Lindenallee in Unterwaltersdorf. In diversen Studien und amtlichen Richtlinien kann nachgelesen werden, dass in Tempo 30 Straßen die RadfahrerInnen ihren Platz auf der Fahrbahn haben sollen. So empfiehlt der Planungsleitfaden der Tiroler Landesregierung folgendes: „Die Führung von Kfz- und Radverkehr auf einer gemeinsamen Fahrbahn bietet sich bei geringem Kfz-Aufkommen und niedrigen Geschwindigkeiten an und ist im Ortsgebiet die häufigste Organisationsform. In Tempo-30-Zonen ist das Mischprinzip nicht nur die zweckmäßigste, sondern auch die kostengünstigste und sicherste Möglichkeit.“

Unsere zentrale Radlobby-Forderung: „Mehr Platz fürs Rad“ bedeutet, dass die Fahrbahn nicht allein dem KFZ zur Verfügung stehen soll. Gerade in den Siedlungen, insbesondere dort wo sensible Infrastruktur, wie Kindergärten oder Schulen sind, ist es wichtig den KFZ-Verkehr zu verlangsamen und nicht dadurch zu beschleunigen, dass die FußgängerInnen und RadfahrerInnen an den Straßenrand verbannt werden.

Wenn also das bisher praktizierte Teilen der Straße aus Sicht der zuständigen Personen nicht weitergeführt werden kann, dann sollte zumindest am „Wie“ noch gefeilt werden. Empirische Daten über Konflikte oder Unfälle in der Lindenallee, die belegen, dass es notwendig ist den Rad- und Fußgängerverkehr getrennt von den PKW zu führen, sind uns nicht bekannt.

Eine bauliche Trennung ist also nicht nur nicht wünschenswert, sondern auch kostspieliger als andere Varianten, die ebenso sichere Bedingungen (um die es laut Plakat geht) herstellen.

Lindenalle in Unterwaltersdorf, Foto: Radlobby Ebreichsdorf

 

Geschützte Radverkehrsanlagen

Geschützte Radverkehrsanlagen, also eigene Radverkehrsflächen auf Fahrbahnniveau (barrierefrei!), bieten subjektive und objektive Sicherheit – genauso wie baulich getrennte Radwege. Sie sind aber in der Errichtung wesentlich günstiger, da keine Grabungsarbeiten notwendig sind. Es können einfache Trennelemente, wie Blumentröge oder Poller verwendet werden. Die Umsetzung kann sehr schnell erfolgen und die Kosten sind minimal.

Grüne Infrastruktur

Nachdem vor allem auch die RadfahrerInnen von der sogenannten „grünen Infrastruktur“ (Bäume, Grünflächen) profitieren, hätte eine Lösung, die keine Bodenarbeiten erforderlich macht, den zentralen Vorteil, dass der alte Baumbestand komplett erhalten werden kann und die Beschattung und Kühlung der Straße durch die Bäume bestehen bleibt.

Das Rad in den Siedlungsstraßen an den Rand zu verbannen, ist aus unserer Sicht eine Sackgasse. Wir sollten ganz im Gegenteil daran arbeiten, dass das Rad mit den FußgängerInnen das Straßenbild dominiert und der PKW nur noch zum Einsatz kommt, wenn es keine Alternative gibt. Ein Teil der Lösung ist es die kurzen Wege auf das Rad zu verlagern. Mehr Platz fürs Rad ist dafür ein wichtiger Schritt.

Ist nur ein Radweg ein sicherer Weg?