Parents For Future Klosterneuburg, Radlobby Klosterneuburg und Verkehrswende Tulln-Klosterneuburg (TUKG) demonstrierten am 25. Oktober für eine durchgehende Kierlingtal-Radroute. Schauplatz ist die kleine Otto-Kochwasser-Gasse vor der Pfarrkirche Kierling. Auch Wisschafter:innen vom Institute of Science and Technology Austria (ISTA) waren bei der Demo dabei.
Drei Lücken auf der Kierlingtal-Radroute zwingen Radfahrende vom sicheren Radweg auf die B14 mit ihrem dichten Kfz-Verkehr:
• Der Bereich Stollhof, der nach mehrfacher Umplanung 2023 einen Geh- und Radweg bekommen hätte sollen.
• Die Otto-Kochwasser-Gasse, die nur in Richtung Klosterneuburg befahren werden darf.
• Und in Maria Gugging endet die Radroute bei der Pfarre. Weiter Richtung Lourdesgrotte und in die Nachbargemeinde St. Andrä-Wördern gibt es keinerlei Radinfastruktur.
Mehr als zehn Jahre Versprechungen
Anlässlich der Gemeinderatswahlen 2010 hatte Bürgermeister Stefan Schmuckenschlager „Lückenloser Radweg durchs Kierlingtal“ auf seine Wahlplakate drucken lassen. Ende 2012 rief die Stadtgemeinde das Forum Radverkehr ins Leben – eine Gruppe von Bürger:innen, die ehrenamtlich Problem- und Gefahrenstellen für den Radverkehr diagnostizieren sollten. Bereits der erste Bericht des Forums an die Stadtgemeinde enthielt die Lücken Stollhof und Otto-Kochwasser-Gasse. Die heute existierenden Teile der Kierlingtal-Radroute von Klosterneuburg bis nach Maria Gugging wurden ab 2007 errichtet.
Im Stadtentwicklungskonzept (STEK 2030+) hat die Stadtgemeinde Klosterneuburg 2019 eine Verlagerung des Verkehrs zu nachhaltigen Mobilitätsformen festgeschrieben – konkret 55 Prozent Anteil fürs Gehen, Radfahren und den öffentlichen Verkehr. Doch in den vergangenen zehn Jahren gab es im Kierlingtal keine nennenswerten Verbesserungsschritte fürs Rad- und Fußvolk. Im Dezember 2022 beschloss der Gemeinderat einstimmig, die Lücken Stollhof und Otto-Kochwasser-Gasse im Jahr 2023 schließen zu wollen.
Rasch Lücken schließen!
„Zumindest in der Otto-Kochwasser-Gasse heuer noch eine Lücke im Radnetz zu schließen, wäre ein wichtiges Zeichen der Stadtgemeinde, dass sie ihre eigenen Beschlüsse ernst nimmt“, fordert Gerhard Allgäuer von den Parents For Future zu raschem Handeln auf. Denn von allen drei Lücken wäre die
Otto-Kochwasser-Gasse am einfachsten, schnellsten und kostengünstigsten zu schließen. Zwar ist
diese kleine Gasse etwas steil, doch für viele allemal angenehmer, als auf der B14 zu radeln. Eine Variante käme mit drei Verkehrszeichen aus: mit einer Fahrverbotstafel samt Zusatztafel „ausgenommen Radfahrer und Anrainer“ am oberen Ende der Gasse sowie unten mit einem Zusatzschild „ausgenommen Radfahrer“ für das Verkehrszeichen „Einfahrt verboten“. Anrainer gibt es abgesehen von der Kirche übrigens nur einen.
„Es ist höchste Zeit, die Versprechen einzulösen und eine sichere Radverkehrsinfrastruktur im Kierlingtal herzustellen – nicht zuletzt für unsere Schüler:innen“, sagt Judith Brocza (Parents For Future). „Es geht um ihre Sicherheit, um Bewegung und nicht zuletzt um eine Zukunft ohne Klimakatastrophe.“ Dass der Bedarf an einer sicheren Radinfrastruktur gegeben ist, beweist das BG/BRG Klosterneuburg eindrucksvoll. Es gewann im Schuljahr 2022/23 den Wettbewerb BIKEline mit mehr als 30.000 zur Schule geradelten Kilometern – und das Gymnasium führt auch im heurigen Schuljahr die Rangliste an.
Weg vom Kirchturmdenken!
„Radrouten sollen nicht an Gemeindegrenzen enden, sondern Orte miteinander verbinden“, spricht Robert Koch für die Verkehrswende Tulln-Klosterneuburg die Situation am westlichen Ende der Kierlingtal-Radroute an. „Zwischen Pfarre Maria Gugging und Lourdesgrotte müssen Radfahrende auf der B14 im Mischverkehr fahren – ab Ortsende, Richtung St. Andrä-Wördern, im Mischverkehr bei einer erlaubten Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h. Und von zwei Metern Mindestabstand beim Überholen ist nach wie vor keine Spur.“ Beide Bürgermeister, Stefan Schmuckenschlager (Klosterneuburg) und Maximilian Titz (St. Andrä-Wördern), haben zu einem Hagentalradweg durchaus positive Stellungnahmen abgegeben (hier nachzuhören), sind bislang jedoch nicht in die Gänge gekommen.
Warum der Lückenschluss so wichtig ist, erklärt Werner Palfinger, Sprecher der Radlobby Klosterneuburg: „Jede Radverkehrsinfrastruktur ist nur so gut und attraktiv wie ihre schwächste – in der Regel gefährlichste – Stelle. Diese entscheidet darüber, ob sich auch ungeübte Radfahrende trauen, sich auf den Sattel zu schwingen, und ob Eltern ihre Kinder mit dem Rad fahren lassen.“ Eine durchgehende Kierlingtal-Radroute würde dem Alltagsradverkehr zugute kommen – nicht zuletzt auch dem stark wachsenden ISTA mit seinen aktuell 1.089 Mitarbeiter:innen, darunter viele Radpendler:innen.
Am 12. Juli 2023 kündigte Schmuckenschlager in der NÖN den „Baustart für den Radweg nach Kierling“ an und sprach sogar von einem „Rad-Highway“. Bislang ist nichts von Bauarbeiten zu bemerken, und tatsächlich handelt es sich beim Projekt Stollhof lediglich um einen Geh- und Radweg, der mit einem Rad-Highway ungefähr so viel zu tun hat wie ein Schotterstraßerl mit einer Autobahn.
Pressfotos von der Demo:
Weitere Pressfotos zum Download:
Otto-Kochwasser-Gasse von unten
Otto-Kochwasser-Gasse von unten_Querformat
Otto-Kochwasser-Gasse von oben
Gefahrenstelle Kierlingtal-Radroute beim Penny
Gefahrenstelle Kierlingtal-Radroute beim Penny_Querformat
Überholmanöver B14/Bereich Stollhof 2023