Am 15. November überreichten Verkehrswende Tulln-Klosterneuburg (TUKG) und Radlobby Klosterneuburg 1.430 Unterschriften für die Errichtung eines (Geh-) und Radwegs im Hagental an die Lokalpolitik. Seitens St. Andrä-Wördern nahmen Bürgermeister Maximilian Titz und Vizebürgermeisterin Ulrike Fischer die Petition entgegen. Klosterneuburg war durch Verkehrsstadtrat Stefan Hehberger und Verwaltungsstadtrat Clemens Ableidinger vertreten.

Vor zweieinhalb Jahren konfrontierten Verkehrswende Tulln-Klosterneuburg (TUKG) und Radlobby Klosterneuburg die Lokalpolitk mit der gefährlichen Situation für Radfahrende zwischen St. Andrä-Wördern und Maria Gugging. Das Echo der Lokalpolitiker:innen auf den Vorschlag für einen „Hagentalradweg“ fiel durchaus positiv aus. Doch den Worten folgten bislang keine Taten. Daher sammelten die beiden Initiativen Unterschriften zur Untermauerung ihres Anliegens. 1.430 Personen unterzeichneten die Petition, rund drei Viertel davon aus den beiden Gemeinden.

„Wir richten die dringende Bitte an die beiden Gemeinden St. Andrä-Wördern und Klosterneuburg, eine Machbarkeitsstudie für einen Hagentalradweg in Auftrag zu geben und gemeinsam weitere Schritte zu setzen, um eine sichere Verbindung zwischen St. Andrä-Wördern und Maria Gugging für RadfahrerInnen und FußgängerInnen zu ermöglichen“, heißt es in der Petition.

Am Geld sollte es nicht scheitern

Für die Planung und Errichtung des Hagentalradwegs könnte St. Andrä-Wördern 70 Prozent Landesförderung erhalten und Klosterneuburg 60 Prozent. Das Aktionsprogramm klimaaktiv mobil des Bundes bietet bis zu 50 Prozent Förderung. Auch Mittel aus dem Kommunalen Investitionsprogramm (KIP) des Bundes dürfen für Radverkehrsinfrastruktur eingesetzt werden. Diese günstige Finanzierungssituation wurde in den vergangenen Jahren von vielen niederösterreichischen Gemeinden genutzt, um in Radinfrastruktur zu investieren – so auch in St. Andrä-Wördern. Hier wurde erst kürzlich im Zuge der Straßensanierung ein Geh- und Radweg entlang eines Teils der Greifensteinerstraße, die ebenfalls eine Landesstraße (L 118) ist, errichtet.

Auch bei der Petitionsübergabe standen alle anwesenden Politiker:innen dem Anliegen der Radfahrer:innen grundsätzlich positiv gegenüber. Es wäre gut, das Projekt anzugehen, solange die Fördersituation noch so attraktiv ist wie jetzt, hieß es. Eine Krux an den Förderungen für den Ausbau der Radinfrastruktur sei jedoch, dass diese mit einiger Verzögerung bei den Gemeinden ankommen, meinte Bürgermeister Titz. Die Vorfinanzierung sei für eine kleine Gemeinde wie St. Andrä-Wördern derzeit nicht zu stemmen, zumal auch im eigenen Ortsgebiet noch Radinfrastrukturprojekte umzusetzen seien.

„Gerne hätten wir im Zuge der Unterschriftenübergabe beide ÖVP-Bürgermeister an einen Tisch gebracht, um über das Anliegen zu sprechen. Wir bedauern sehr, dass auch niemand von der Klosterneuburger ÖVP bei der Petitionsüberreichung anwesend war, obwohl sie vier der acht Mitglieder des Verkehrsausschusses stellt“, sagt Werner Palfinger von der Radlobby Klosterneuburg.

Bei Tempo 100 im Mischverkehr

Die Strecke zwischen St. Andrä-Wördern und Maria Gugging auf der B14 beträgt gerade mal 2,3 Kilometer, was eigentlich eine ideale Radfahrdistanz wäre. Trotzdem ist es derzeit kaum zumutbar, sie mit dem Rad zurückzulegen. Das liegt weniger an der Steigung – die Verbreitung von E-Bikes macht den Weg für alle meisterbar –, sondern daran, dass diese Verbindung zwischen den Nachbarorten schlicht zu gefährlich ist. Eine direkte Ausweichmöglichkeit für Radfahrende gibt es nicht – nur den bis zu 15 Kliometer längeren Umweg über Klosterneuburg und den Donauradweg (EuroVelo 6).

Radfahrende müssen bei einem Tempolimit von 100 km/h und hohem Verkehrsaufkommen mit täglich durchschnittlich 8000 Kraftfahrzeugen im Mischverkehr fahren. Täglich kommt es zu höchst gefährlichen Überholmanövern, bei denen der gesetzlich vorgeschriebene Mindestüberholabstand zu Radfahrer:innen (zwei Metern außerorts) deutlich unterschritten wird. Sperrlinien werden missachtet.

Mit Kindern ist die Strecke de facto nicht befahrbar. So sind beliebte Ausflugsziele wie die Hagenbachklamm oder Lourdesgrotte derzeit eigentlich nur mit dem Auto gut erreichbar. Das schadet auch dem Tourismus und der Gastronomie. Denn einen Abstecher vom Donauradweg ins „Hinterland“ kann man den zahlreichen Rad-Tourist:innen derzeit guten Gewissens nicht empfehlen.

Gefährlicher Arbeitsweg mit dem Fahrrad

Will man als Arbeitnehmer:in klimafreundlich auf dieser Strecke pendeln, begibt man sich täglich in Lebensgefahr. Allein am Institute of Science and Technology Austria (ISTA) und im benachbarten xista Science Park arbeiten derzeit rund 1.250 Menschen. Viele von ihnen nutzen schon heute das Fahrrad, viele weitere würden dies tun, gäbe es sichere Verbindungen. Auch die Kierlingtal-Radroute weist ja noch gefährliche Lücken auf – im Bereich Stollhof, im Zentrum von Kierling und in Maria Gugging von der Pfarrgemeinde bis zum Ortsende Richtung St. Andrä-Wördern (vgl. hier). Viele ISTA-Mitarbeiter:innen haben daher auch die Petition unterschrieben.

Behörde nicht zur Senkung des Tempolimits bereit

Auch eine Eingabe der Verkehrswende TUKG und der Marktgemeinde St. Andrä-Wördern an die Bezirkshauptmannschaft zur Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit auf 70 km/h blieb erfolglos. „Es ist erschütternd, dass die Sicherheit von Menschen, die sich aktiv bewegen, für die Behörde offenbar keine Rolle spielt“, erklärt Eva Seibold von der TUKG. „Radfahren ist gesund, macht den Kopf nach der Arbeit frei und ist mit Abstand die klimafreundlichste Mobilitätsform. Doch dazu braucht es sichere Wege.“
„Müssen wir also wirklich darauf warten, dass Radfahrende schwer verletzt oder gar getötet werden, bevor Politik und Verwaltung aktiv werden?“ ist auch Werner Palfinger, Sprecher der Radlobby Klosterneuburg, entsetzt.

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Weitere Informationen:

Verkehrswende Tulln-Klosterneuburg (TUKG)
Radlobby Klosterneuburg
Videodokumentation „Ein Radweg für das Hagental“, 2021

Pressefotos:

Petitionsübergabe 1
Petitionsübergabe 2
weiteres Bildmaterial

Petition für Hagentalradweg überreicht