Am 6. Mai begannen die Bauarbeiten zu einem Geh- und Radweg entlang der B14 im Bereich zwischen Schauergasse und Feldgasse (lokal bekannt als „Stollhof“).

Damit wird endlich eine gefährliche Lücke der Kierlingtal-Radroute zwischen Klosterneuburg und Maria Gugging geschlossen. Ab Herbst soll dieses Teilstück befahrbar sein – rechtzeitig zu Schulbeginn. Leider fallen diesem wichtigen Radinfrastrukturprojekt neun Alleebäume zum Opfer. In den Social Media, allen voran Facebook, kochte prompt der „Volkszorn“ auf. Schuld sind natürlich wie immer „die Radfahrer“. Aber wie kam es zu den Baumfällungen?

Die Vorgeschichte

Über dieses Projekt wird seit drei Jahrzehnten in der Stadtgemeinde diskutiert, vor 14 Jahren versprach die Volkspartei Klosterneuburg die Umsetzung auf Wahlplakaten. Vor rund drei Jahren hatte die Radlobby Klosterneuburg gegenüber der Stadtgemeinde zum Ausdruck gebracht, dass Lösungen ohne Baumrodung möglich und zu bevorzugen wären. Wir konnten damals Einsicht in entsprechende Pläne nehmen und freuten uns, dass nach jahrzehntelangen Diskussionen nun endlich Bewegung in den „Lückenschluss Stollhof“ kommt. Doch unsere Freude kam verfrüht, denn wenig später hatte der damalige Bürgermeister Stefan Schmuckenschlager die Idee, einen Radweg durch den Park zu führen. Doch die Verhandlungen mit dem Grundeigentümer, der AUVA, scheiterten.

Die liebe Nachbarschaft

Nachdem klar war, dass durch den Park kein Weg führt, plante die Stadtgemeinde einen Geh- und Radweg (GRW) auf der Nordseite der B14, also gegenüber dem Stollhofgelände. Doch die Anrainer:innen legten sich quer (vgl. NÖN). Daraufhin plante und beschloss die Stadtgemeinde die nun vorliegende Variante auf der Südseite. Da der bestehende Gehsteig für einen neuen GRW zu schmal war, mussten die Bäume weichen.

Zwei Alleebäume werden versetzt, acht gefällt. Neun Bäume, die auch die zu erwartende Trockenheit der nächsten Jahrzehnte aushalten sollen, werden nachgepflanzt. Die Fahrbahn wird von acht auf 6,5 Meter verschmälert und die Grünfläche vergrößert. In Summe wird also mehr Boden ent- als versiegelt. Und es sollen möglichst große Bäume gesetzt werden, die von Anfang an zumindet ein wenig Schatten spenden.

Klimabilanz

Dass dieses Projekt dem Klimaschutz wiederspräche ist dennoch ein an den Haaren herbeigezogenes Argument. Ein neu zugelassenes Auto verursacht laut BMK pro Kilometer durchschnittlich 112 Gramm CO2-Emissionen. Auf 670 Meter – der Länge des neuen Geh- und Radwegs im Bereich Stollhof – sind das 75 Gramm. Ein großer Baum speichert zwischen 15 und 45 Kilogramm CO2 pro Jahr, im Durchschnitt 25 Kilogramm. Das sind 68,5 Gramm pro Tag. Zehn Bäume speichern also lediglich so viel CO2 wie neun neue Autos im selben Bereich ausstoßen. Nur leider sind dort täglich um die 10.000 Kfz unterwegs.

Eine echte Treibhausgasreduktion in diesem Bereich kann daher nur durch eine nachhaltige Verkehrsmittelwahl erzielt werden. Und dieser Lückenschluss ist die Voraussetzung, um den Radverkehrsanteil in diesem Bereich spürbar zu erhöhen. Mangels Parallelgassen gibt es keine Alternative zu einer straßenbegleitenden Radfahranlage. Die Radlobby Klosterneuburg ist überzeugt, dass ab Herbst zahlreiche weitere Kinder und Jugendliche die elterliche Erlaubnis bekommen werden, mit dem Rad zur Schule zu fahren.

Emotionen waren zu erwarten

Die Empörung gegen das Projekt kommt von allen Seiten. Umweltschützer:innen kritisieren zu Recht, dass die Baumfällungen ausgerechnet in der Vogelbrutzeit stattfinden. Aber auch viele, die beispielsweise eine Verkehrsberuhigung und Begrünung des Stadtplatzes von Klosterneuburg als einen Affront gegen ihre auto-matischen Verkehrsgewohnheiten empfinden, entdecken nun plötzlich ihre Liebe zu Bäumen.

Und ja, es geht unserem Team angesichts der Baumfällungen wie Idefix. Doch die Variante, die nun errichtet wird, bringt für Radfahrende, die in Kierling über die Feldgasse unterwegs sind, den Vorteil, die B14 nicht zweimal queren zu müssen. Es ist also letztlich die attraktivere Variante – und je attraktiver die Radinfrastruktur, umso mehr Menschen werden sie nutzen. Doch die schönste Radroute ist jedoch nur so gut, wie ihre schwächste Stelle.

Schließt die letzte Lücke nach Maria Gugging!

Für das kurze Stück in Kierling im Bereich Otto Kochwasser-Gasse, das stadtauswärts fahrende Radfahrer:innen auf die B14 zwingt, gibt es bislang noch keine Lösung. Die Radlobby Klosterneuburg hofft, dass auch diese Lücke noch heuer beseitigt werden kann.
Damit wäre die Radroute zwar noch lange nicht perfekt, aber immerhin von Klosterneuburg bis Maria Gugging durchgängig und einigermaßen sicher befahrbar. Die Stadt könnte dann guten Gewissens das Radpendeln zum ISTA oder Radausflüge zum Museum Gugging empfehlen. Ist diese Lücke geschlossen, sollten wir wieder über den Hagentalradweg in die Nachbargemeinde St. Andrä-Wördern sprechen …

Pressefoto

Lückenschluss Stollhof

 

„Stollhof“: Baubeginn und Shitstorm