Ein paar Anmerkungen zum Thema „Bodenversiegelung“, welches derzeit in den Social Media heiß diskutiert wird:

Zunächst einmal möchten wir als radlobby Purkersdorf festhalten, dass natürlich auch wir die zunehmende Bodenversiegelung für problematisch erachten. Österreich zählt mit rund 20 ha Bodenversiegelung pro Tag leider zu den „Spitzenreitern“ in Europa.

Aber betrachtet man die Vorteile von guten und sicheren Radwegen, die auch bei widrigem Wetter befahren werden können und somit zu einer Attraktivierung einer aktiven und nachhaltigen Alltagsmobilität führen, so überwiegen diese Vorteile gegenüber den Nachteilen einer geringfügigen Bodenversiegelung bei weitem. Außerdem kann bei Radwegen (z.B. im Christkindlwald oder zwischen Postsiedlung und Sportplatz) das Regenwasser nach wie vor ungehindert direkt neben dem Weg wieder versickern. Anders schaut es bei vielen Straßen und Parkplätzen aus, auf denen das Regenwasser über den Regenwasserkanal abgeleitet wird und somit dem Wasserkreislauf entzogen wird.

Und nachdem dieses Thema immer wieder kontrovers diskutiert wurde, hat das deutsche Bundesland Mecklenburg-Vorpommern die ADLER Baustoff- und Umweltlabor GmbH in Friedrichsmoor mit der Untersuchung dieses strittigen Themas beauftragt. Die Studie aus dem Jahr 2009 mit dem etwas sperrigen Titel „Prüfung der Vergleichbarkeit von bodenmechanischen Eigenschaften natürlicher Böden mit Radwegekonstruktionen in naturnahen Bereichen“ kommt zu Ergebnissen, die gängige Annahmen über Bodenverdichtung und Wasserhaushalt unter asphaltierten Radwegen klar widerlegen.

Ein kurzes Zitat aus der Zusammenfassung der o.g. Studie (Seite 7): „Auf allen Bodenstandorten lässt sich unter gebundenen Radwegedecken keine Negativveränderung des Wasserhaushalts ableiten. Eine Versiegelungswirkung kann, ausgehend von den ermittelten natürlichen Wassergehalten, nicht nachgewiesen werden. Der Vergleich des Einflusses der gebundenen und ungebundenen Befestigungen auf den natürlichen Wasserhaushalt bestätigt nicht die üblichen Annahmen, dass die Pflasterbauweise und die ungebundene Decke ein Beispiel für ökologisches Bauen sind. Der Radweg mit gebundener Decke ist ein Bodensiegel ohne versiegelnde Wirkung.
Mit „gebundener Decke“ ist hier eine Asphalt- oder Beton-Decke gemeint.

Hier findet man zwei kurze Zusammenfassungen zu der Studie:
https://www.klimaaktiv.at/mobilitaet/radfahren/studien_zahlen/gutachten-versiegelte-radwege.html
https://www.adfc-frankfurt.de/frankfurt-aktuell/ausgaben/2021-04/2021_4_18_radfahren_und/
Und hier findet man den vollständigen Endbericht der Studie:
http://service.mvnet.de/_php/download.php?datei_id=11927

 

Gutachten widerlegt Annahmen über versiegelte Radwege