Neulich in Ebreichsdorf bei einem der zahlreichen Supermärkte: Der Großteil der EinkäuferInnen kommt mit dem Auto, dennoch sind einige zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs.

Man könnte meinen, dass angesichts des enormen Marketings, das die Supermärkte betreiben, um sich als Förderer des Umweltschutzes, der regionalen Produkte oder biologisch produzierter Lebensmittel zu präsentieren, auch das Thema nachhaltige Mobilität im Bewusstsein der Supermarktbetreiber angekommen sei. An der Infrastruktur merkt man bislang nichts davon.

Kommt man mit dem Auto einkaufen, findet man nicht nur ausreichend Parkplätze direkt vor dem Eingang, sondern auch qualitativ gute Parkplätze. Wenn man es als radfahrende Kundin sicher über die Straße und über den Parkplatz geschafft hat, sucht man die guten Radabstellanlagen vergebens.

Beim Einkaufen „Achter“ inklusive

Bei manchen Supermärkten sind sie hinter den Einkaufswägen versteckt, bei anderen zwar direkt neben dem Eingang, dafür aber in schlechtem Zustand.
Eines haben die Radabstellanlagen gemeinsam: Bei allen Supermärkten zwischen Weigelsdorf und Ebreichsdorf, bis auf 1 Ausnahme, sind die Radständer nur dazu geeignet sich einen Achter ins Vorderrad zu machen (siehe Bilder: Beitrag „Schlechte Beispiele für Radabstellanlagen“). Ein Fahrrad in gutem Zustand, geschweige denn ein E-Bike (Kostenpunkt einige hundert Euro) möchte man bei solchen Abstellanlagen nicht gern abstellen. Keine Sicherheit zu haben und dann auch noch das eigene Fahrrad schädigen, ist eigentlich keine Option. Man stelle sich diese Situation fürs autonutzende KundInnen vor: ein Parkplatz, der nicht vor Diebstahl schützt und auch die Reifen kaputt machen kann. Undenkbar! Aus irgendeinem Grund ist das für radfahrende KundInnen trotzdem die Realität.

WKO Studie

Eine Studie der WKO zeigt, dass radfahrende KundInnen vor allem beim lokalen (Einzel-)handel einkaufen. 80% der radfahrenden KundInnen geben in den lokalen Geschäften ihr Geld aus; während das von den autonutzenden KundInnen nur 68% machen . Den radfahrenden KundInnen sollten die lokalen Geschäfte also eigentlich eine große Wertschätzung entgegenbringen. Nicht nur weil sie StammkundInnen sind und mehrmals pro Woche einkaufen kommen, sondern auch weil sie dazu beitragen, dass es nicht eng wird am Parkplatz und auf den Straßen innerhalb der Gemeinden weniger Autoverkehr unterwegs ist. Die Errichtung und Erhaltung eines Parkplatzes für einen PKW kostet außerdem um ein Vielfaches mehr als die Errichtung und Erhaltung einer guten Fahrradabstellanlage. Ein Einsparungsposten, der den Supermarktbetreibern anscheinend bislang (noch) nicht in den Sinn gekommen ist.

Modernes Mobilitätsmanagement

Ein modernes Mobilitätsmanagement, sprich alle Maßnahmen, die ein Geschäft unternimmt, um den von ihm verursachten (PKW-)Verkehr zu lenken und möglichst zu verringern, hat jedoch viele Vorteile für die Geschäfte:

1) Wenn die KundInnen mit qualitätsvollen Abstellanlagen signalisiert bekommen, dass sie als radfahrende KundInnen gern gesehen sind, dann werden zunehmen mehr Menschen mit dem Fahrrad einkaufen kommen.
Das E-Bike macht vieles möglich…Packtaschen, Radanhänger, Transporträder gibt es auch. Die Einstellung, dass man nur mit einem PKW, Einkäufe transportieren kann, ist überholt und sollte schleunigst hinterfragt werden.

2) Der Samstagvormittag könnte am Parkplatz viel entspannter ablaufen, wenn nicht so viele PKW unterwegs wären.
Menschen, die verzweifelt Parkplatz suchen oder solche, die gestresst vom Einkaufen schleunigst wegwollen, verbringen meist keine gute Zeit beim Einkaufen. Mit weniger Parkplatz suchenden und parkplatzverlassenden Menschen könnte der Einkauf schon vor dem Geschäft entspannt starten. Größere Parkplätze lösen das Problem übrigens nicht. Abgesehen davon hat man den Samstagsvormittagsirrsinn nicht, wenn man den lokalen Einzelhandel aufsucht (sofern es noch einen gibt).

3) Die Geschäfte könnten einen Imagegewinn erzielen, wenn sie ein qualitätsvolles Service für RadfahrerInnen anbieten und nicht ausschließlich auf die autonutzenden KundInnen fokussiert wären. Ein erfolgreiches Möbelhaus, das in vielerlei Hinsicht Vorbildfunktion für andere Geschäfte hatte, baut derzeit Standorte, an denen es keine PKW-Parkplätze geben wird. Warum machen sie das? Weil auch das Umfeld um das Geschäft bereits ein Erlebnis sein soll, ein Treffpunkt, wo sich Menschen gerne aufhalten, daher wird es anstatt PKW-Parkflächen Bäume geben. Das Möbelhaus weiß, dass es funktionieren wird – die Menschen bekommen einen Ort mit Lebensqualität an dem sie gerne Geld ausgeben werden.

Als Radlobby in Ebreichdorf werden wir uns einsetzen dafür, dass es bessere, sicherere und zeitgemäße Abstellanlagen bei den Einkaufsmöglichkeiten in der Stadtgemeinde gibt. Ein erster Schritt ist bereits gemacht: wir haben bei den Geschäften nachgefragt, ob sie bessere Abstellanlagen für radfahrende KundInnen errichten können.

KundenInnen, die mit dem Rad kommen!?
Modernes Mobilitätsmanagement für Geschäfte gefragt