Die Wienerwaldgemeinde Purkersdorf mit ihren ca. 10 000 Einwohner:innen liegt unmittelbar an der Stadtgrenze von Wien. Die Gemeinde schlägt aufgrund ihrer Lage eine Brücke zwischen Land- und Stadtleben. Aufgrund der Nähe zu Wien arbeitet ein signifikanter Anteil der Bevölkerung in der Bundeshauptstadt oder pendelt in Umlandgemeinden. Purkersdorf besitzt sehr gute Voraussetzungen für das Radfahren im Alltag, zumal das Ortszentrum und viele seiner Siedlungen relativ flach sind. Schulen, Geschäfte, Lokale, Bahnhöfe sowie das öffentliche Freibad sind grundsätzlich mit dem Fahrrad erreichbar. Auch steigt die Anzahl jener, die das Fahrrad im Alltag verwenden, stetig an. Dennoch ist die Radinfrastruktur in Purkersdorf noch stark ausbaufähig. Es sind nur wenige dezidierte Radwege vorhanden und der Zustand der als Radrouten ausgewiesenen Wege ist meist in einem für das Radfahren schlechten Zustand.
Unsere Ziele
Als überparteiliche Radlobby-Initiative verfolgen wir das Ziel, Radfahren in Purkersdorf zu fördern und an der Verbesserung der Radinfrastruktur im Ort und an der Anbindung zu den Nachbargemeinden aktiv mitzuwirken. Radfahren in Purkersdorf soll insbesondere für Alltagsfahrten von Jung und Alt sicherer und attraktiver werden, ohne dabei die zu Fuß Gehenden zu benachteiligen.
Kinder und Jugendliche sollen die Möglichkeit haben, von allen Stadtteilen auf sicheren Wegen zu allen Infrastruktureinrichtungen, wie Schulen, Sportanlagen, Kultureinrichtungen, Bahnhöfen, etc. zu gelangen. Dadurch soll der Anteil derer, die den PKW häufiger stehen lassen, um Alltagswege mit dem Fahrrad zu erledigen, weiter steigen.
Dies führt zu einer Reduktion der CO2-, Feinstaub- und Lärm-Emission und macht unsere Stadt attraktiver und sicherer. Maßnahmen zur Förderung der aktiven Mobilität tragen zu einer zusätzlichen Erhöhung der Lebensqualität für alle bei. Dadurch kann Purkersdorf zu einem Vorzeigemodell für nachhaltige Stadtentwicklung werden. Von einer verbesserten Anbindung an Nachbargemeinden profitieren nicht nur Pendler:innen, sondern auch die Stadtgemeinde Purkersdorf als Freizeit- und Kulturstadt.
Unsere Rolle
Die Radlobby Purkersdorf sieht sich als Bindeglied zwischen Bevölkerung und Gemeindeführung und lädt alle Interessierten ein, sich aktiv in die Initiative einzubringen. Wir analysieren die bestehende, für Radfahrende relevante Infrastruktur, sammeln Anliegen der Bürger:innen, entwickeln Verbesserungsvorschläge und streben an, diese gemeinsam mit der Gemeindeführung umzusetzen.
Unsere Grundsätze und Leitgedanken
- Das Fahrrad ist ein lärm- und abgasfreies Alltagsverkehrsmittel, welches die CO2– und Feinstaub-Emission reduziert und positive Effekte auf die Gesundheit hat.
- Die Radinfrastruktur in Purkersdorf soll für alle Altersgruppen intuitiv nutzbar, sicher und attraktiv sein (auch für ungeübte Radfahrer:innen). Ein durchgehendes Radwegenetz soll qualitativ hochwertig errichtet werden, um Alltagswege im Ort und überregional zu vereinfachen und den Radverkehr flüssiger zu machen.
- Die Erhöhung des Radverkehrsanteils reduziert den PKW-Individualverkehr, entlastet und attraktiviert so die Purkersdorfer Innenstadt. Die Förderung von aktiver Mobilität trägt auch zur Belebung des Ortskerns bei.
- Die dafür nötige Umverteilung des öffentlichen Verkehrsraums muss die Interessen und den Platzbedarf von Fuß- und Radverkehr ausreichend berücksichtigen und darf keine neuen Gefahrenquellen schaffen. Auf Hauptrouten ist der Fuß- und Radverkehr voneinander zu trennen.
- Die Kapazitäten für den Radverkehr müssen zukunftsfähig festgelegt und bei allen Baumaßnahmen berücksichtigt werden. Radwege müssen einen hochwertigen Belag und eine ausreichende Breite aufweisen, um sicheres Überholen und Nebeneinanderfahren zu ermöglichen. Kurvenradien und Sichtbeziehungen müssen entsprechend der geplanten Geschwindigkeit gewählt werden.
- Radfahranlagen ohne Trennung zwischen Fuß- und Radverkehr sind nur unter bestimmten Umständen zielführend, sofern sie die Flüssigkeit, Sicherheit und Attraktivität für den Radverkehr gewährleisten. Sie sollten nicht als generelles Instrument eingesetzt werden.
- Die Beschilderung für den Radverkehr muss durchgängig, einheitlich, informativ, intuitiv und gut sichtbar sein.
- Gute Radverkehrsführung vermeidet Umwege und erschließt direkte Verbindungen. Diese Prinzipien entsprechen dem Konzept einer „Stadt der kurzen Wege“. Hier kann es zum Beispiel schon helfen, Einbahnen für den Radverkehr zu öffnen.
- Für Pendler:innen sind die Schnittstellen zwischen Fahrrad und ÖPNV zu verbessern, was zu einer Reduktion der innerstädtisch parkenden PKWs führt. Ferner ist das lokale Radnetz in das überregionale Radnetz einzubinden (z.B. NÖ-Radschnellwege). In diesem Zusammenhang sollten auch Radpendler:innen aus den Nachbargemeinden berücksichtigt werden.
- Purkersdorf verfügt über ein umfangreiches Wegenetz für Freizeit-Radfahrer:innen. Ziel ist es, die regionale Anbindung an die Nachbargemeinden und die Stadt Wien sowohl für Alltagsfahrten als auch für sportliche Aktivitäten zu verbessern. Eine schnelle und sichere Erreichbarkeit der Gemeinde Purkersdorf für Alltags- und Freizeit-Radfahrer:innen aus dem Umland hätte auch einen wirtschaftlichen Nutzen.
- Parkmöglichkeiten für Fahrräder sollen im öffentlichen Raum, bei Wohnanlagen und bei Geschäfts- und Nutzbauten bedarfsorientiert und sicher errichtet werden. Barrierefreie Zugänglichkeit, Beleuchtung und Auffindbarkeit durch gut sichtbare Beschilderung stellen wichtige Erfolgskriterien für Radabstellanlagen dar.
- Alle Infrastruktur-Maßnahmen für den Radverkehr brauchen kontinuierliche Evaluierung und Benchmarking anhand von objektiven Kennzahlen.
- Budget und Personalressourcen der Gemeindeverwaltung für Radverkehrsmaßnahmen müssen entsprechend den politischen Zielwerten für den Radverkehr gestaltet sein. Um Radverkehr attraktiv zu gestalten und den Rückstand beim Ausbau der Radinfrastruktur aufzuholen, ist in den nächsten 10 Jahren ein Radverkehrsbudget von 100 Euro pro Einwohner:in und Jahr notwendig[1]. Förderungen vom Land NÖ und vom Bund sollen bestmöglich genutzt werden.
[1] Die Berechnung basiert auf einer Studie von PLANOPTIMO Büro Dr. Köll ZT-GmbH & Verracon GmbH im Auftrag des Bundesministeriums für Klimaschutz aus dem Jahr 2022; siehe dazu: Zukunftsweisende Studie: 7 Milliarden Euro Investitionsbedarf für Radverkehr – Radkompetenz Österreich