Anlässlich der Verhandlungen des Klosterneuburger Gemeinderats zu einem Notbudget fordert die Radlobby Klosterneuburg erneut, wichtige Maßnahmen für den Radverkehr ins Stadtbudget aufzunehmen. Am 17. Mai 2020 schickten wir einen offenen Brief an die Stadt- und GemeinderätInnen sowie an Bürgermeister Stefan Schmuckenschlager. Parallel dazu arbeiten wir an der Fertigstellung einer Liste mit den wichtigsten Gefahrenstellen und Lücken im aktuellen Radweg- und Radroutennetz.
Offener Brief: Die Radinfrastruktur muss ins Notbudget
Sehr geehrte Stadt- und GemeinderätInnen,
sehr geehrter Herr Bürgermeister,
jede Krise birgt auch die Chance auf Veränderung. Fördern Sie jetzt, wie im STEK 2030+ festgehalten, die nachhaltige Mobilität! Geben Sie den RadfahrerInnen und FußgängerInnen den Raum, den sie benötigen, damit sie sicher und einigermaßen komfortabel an ihr Ziel gelangen! Da ist in Klosterneuburg noch viel zu tun. Die Radlobby Klosterneuburg hat bislang mehr als 50 problematische Bereiche im örtlichen Radwegnetz identifiziert. Gerade jetzt könnte die Stadt mit dem seit Jahrzehnten versprochenen Lückenschluss im Radnetz die regionale Bauwirtschaft unterstützen und der Rekordarbeitslosigkeit entgegenwirken.
Die Mittel des Bundes zur Unterstützung der Errichtung von Radwegen werden 2020 verzehnfacht, der Bund übernimmt bis zu 50 Prozent der Kosten. Oder anders formuliert: Mit derselben Investition können hier nun doppelt so viel Radwegkilometer gebaut und der doppelte Beschäftigungseffekt erreicht werden. Wann also, wenn nicht jetzt?
Nachhaltige Mobilität stärkt die regionale Wirtschaft
Vergessen Sie bei Ihren Überlegungen bitte nicht, dass RadfahrerInnen und FußgängerInnen die regionale Wirtschaft stärken. Wer ohne Auto unterwegs ist, kauft auch in Klosterneuburg ein, lässt sich hier die Haare schneiden oder hier einen Kaffee servieren, statt in Wien. Nachhaltige Mobilität stärkt die regionale Wertschöpfung. Jeder in die Radinfrastruktur investierte Euro ist aber auch ein Euro gegen den Bewegungsmangel und für die Gesundheit.
Wir schreiben 2020, und unter KlimaforscherInnen herrscht mittlerweile Einigkeit, dass die weltweiten Emissionen bis 2030 halbiert werden müssen, selbst um nur die rechtlich verbindlichen Paris-Ziele erreichen zu können. Dass damit heute begonnen werden muss – und nicht erst 2022 – ist wohl jedem klar. Bitte kapitulieren Sie nicht vor dieser Aufgabe, sondern übernehmen Sie Verantwortung!
Ein guter erster Schritt dazu sind die von Klosterneuburg im STEK selbst gesteckten Ziele. Den Anteil der nachhaltigen Mobilität innerhalb von zehn Jahren auf 55 Prozent zu steigern, erscheint schon schwierig. Bis nach Corona warten kann da erst recht keine Option sein.
Fangen wir mit den Schulradwegen an!
Wir müssen jetzt auch der Jugend vermitteln, dass Radfahren eigentlich viel cooler ist als das Elterntaxi zur Schule. Doch beispielsweise auf der B14 beim Stollhof mangels Radweg von Autos mit 60, 70 km/h und viel zu geringem Seitenabstand überholt zu werden, ist lebensgefährlich und alles andere als cool. Die Radlobby hat sich kürzlich die Radweganbindung der Schulen in Klosterneuburg angeschaut und auf schwerwiegende Probleme hingewiesen. Neben dem Bau von Radwegen könnten „Schulstraßen“ und Begegnungszonen schnell und kostengünstig helfen.
Wir ersuchen den Gemeinderat eindringlich, Investitionen zum Ausbau und zur Verbesserung der Infrastruktur für RadfahrerInnen und FußgängerInnen vorzuziehen und im Notbudget zu berücksichtigen, da sie Investitionen in die Zukunft sind und der Stadt auf vielfältige Weise nützen.
Die Radlobby Klosterneuburg steht den VertreterInnen der Stadtgemeinde gerne für weitere Informationen zur Verfügung. Demnächst werden wir eine Liste mit den aus unserer Sicht drängendsten Problemen im Klosterneuburger Radwegenetz vorlegen.
Mit freundlichen Grüßen
Werner Palfinger, Radlobby Klosterneuburg
Foto: Bezirksbätter Niederösterreich