[Polizei / NÖN] Ein Radfahrer ist am Samstagabend, 18. Dezember 2021, in Niederösterreich auf der L157 von einem Auto erfasst und getötet worden. Nachdem der alkoholisierte Pkw-Lenker (63) den Radler mit seinem Fahrzeug im Bezirk Baden auf der Strecke zwischen Tattendorf und Pottendorf kurz vor 18.30 Uhr touchiert hatte, wurde dieser gegen die Windschutzscheibe des Wagens geschleudert und kam schwer verletzt auf der Straße zum Liegen. Der Pkw-Lenker setzte seine Fahrt aber dennoch fort, teilte die Polizei Sonntagfrüh mit.
Gegenüber den Beamten gab der 63-Jährige, der nach einiger Zeit wieder zum Unfallort zurückkehrte, an, dass er den Radfahrer nicht wahrgenommen habe und dachte, dass er mit einem Wildtier zusammengeprallt sei. Dem Lenker, der 0,58 Promille Alkohol im Blut hatte, wurde noch an Ort und Stelle der Führerschein abgenommen. Der Radfahrer wurde von nachfolgenden Verkehrsteilnehmern gefunden und erstversorgt. Er verstarb kurz vor 19.00 Uhr. › Zum NÖN-Bericht.
Seitens der Radlobby NÖ sind wir bestürzt über diesen weiteren Unfall, der durch einen alkoholisierten Autofahrer mittels eines gefährlichen Fahrzeuges zustande kam. Wir gedenken des Radfahrers und wünschen den Angehörigen viel Kraft.
Die Politik in Österreich hat strenge Regeln für das Fahren ohne Alkohol festgelegt, die aber nicht permanent kontrolliert werden können. Der technische Fortschritt bietet nun die Möglichkeit, die Alkoholfahrten zu minimieren. In jedes Kfz ist eine Online-Blackbox einbaubar, welche vor jeder Inbetriebnahme einen Alkohol-Test und eine Lenkeridentifikation anfordert. Dies könnte ein sehr wirksames Mittel gegen derartige kriminelle Unfälle sein. „Wenn jede Geldbehebung beim Bankomaten penibel kontrolliert wird, sollte auch der Betrieb eines gefährlichen, immer wieder tödlichen Fahrzeuges automatisch kontrolliert werden“, sagt Karl Zauner, Vorsitzender der Radlobby Niederösterreich.
Der Standort des Unfalles ist ungefähr auf der halben Strecke zwischen Pottendorf und Tattendorf › Google/Maps
Es handelt sich um die Landesstraße L157 ohne Begleitradweg – ausser im Ortsgebiet von Tattendorf, wo eine Nebenfahrbahn und teilweise ein Radweg vorhanden ist. Entlang der Landesstraße gibt es auf Abschnitten landwirtschaftliche Güterwege. Siehe Google-Luftbildkarte unten.
Entlang von Landesstraßen werden nach wie vor keine Radwege errichtet.
Das Land NÖ hält sich seit Jahrzehnten nicht an das eigene Gesetz.
Die Radlobby sieht den Betreiber der gefährlichen Straße, die NÖ Landesregierung, in der Pflicht.
Im NÖ Straßengesetz §12a (2) ist – sehr ungenau – festgelegt:
Ein Straßenbauvorhaben liegt insbesondere dann im öffentlichen Interesse, wenn die Sicherheit oder Flüssigkeit des Verkehrs verbessert wird, wobei insbesondere auf die Interessen der Fußgänger und Radfahrer Bedacht zu nehmen ist.
Der Betreiber der Straße muss für die Sicherheit der aktiven Verkehrsteilnehmer.innen sorgen. Der Radverkehr wird aber auf die Gemeinden und auf ein dubioses Fördersystem abgewälzt. Es geht im Gesetz aber nicht um Förderungen für die Gemeinden, die Radwege auf und entlang von Landesstraßen bauen sollen. Die Gemeinden sind dazu garnicht verpflichtet. Das Land NÖ ist gesetzlich verpflichtet.
Karl Zauner: „Wir haben mit nahezu allen Jurist.innen des Landes NÖ gesprochen. Niemand konnte uns einen Paragrafen nennen, wo festgelegt ist, dass die Gemeinden für Radwege auf Landesstraßen zuständig sind. Letztendlich musste auch das Büro von Landesrat Schleritzko – nach einem extra Juristen-Meeting im Landhaus – zugeben, dass der Betreiber der Straße für die Sicherheit der Radfahrer zuständig ist“.
Die Sicherheit von Radfahrenden auf Landesstraßen kann auf verschiedene Weise geschaffen werden. Es kommt immer auf die Situation an:
- Herstellung eines neuen Radweges entlang der Straße
- Reduktion der Breite einer Landesstraße um Platz für einen Radweg zu schaffen
- Reduktion der Geschwindigkeit durch physische Maßnahmen – nur Verordnen bringt nicht
- Kurzfristig: Verordnung der Geschwindigkeit Tempo 50 auf Landesstraßen, wenn keine optimals Lösung für den Radverkehr gegeben ist
Radlobby: Ein Radroute entlang der L157 von
Pottendorf nach Tattendorf wäre machbar
Es ist eine bekannte Raserstrecke. Es gibt leider – aber immerhin doch – nur zu etwa 40% der Strecke ein brauchbares Angebot für den Radverkehr. Die große Lücke klafft vor allem im Osten der Strecke Richtung Pottendorf.
Hier auf dem Google-Luftbild kann man erkennen – wo eine annehmbare Radroute zwischen Pottendorf und Tattendorf vorhanden ist und wo nicht: