Radfahren boomt, Landes- und Bundesförderungen sind so hoch wie noch nie. Wiener Neustadt steht beim Radverkehr trotzdem weiter auf der Bremse.
Die Coronakrise sowie das gesteigerte Bewusstsein für Klimaschutz haben das Mobilitätsverhalten verändert. Die Radverkaufszahlen – vor allem bei E-Bikes – sprengen alle Rekorde. Das merkt man auch auf Neustadts Straßen. Viele haben das Radfahren neu- oder wieder entdeckt. Gleichzeitig rufen sowohl der Bund als auch das Land NÖ Gemeinden und Städte dazu auf, in den Ausbau von Radinfrastruktur zu investieren und fördern Projekte mit bis zu 80 % der Kosten. Erklärtes Ziel ist die Verdoppelung des Radverkehrs.
“Statt diesen Schwung auf allen Ebenen zu nutzen, steht die Stadt Wiener Neustadt beim Radverkehr leider weiterhin auf der Bremse. Es rächt sich, dass in Wiener Neustadt das fehlt, was in den meisten Städten seit langem Standard ist. Es gibt weder ein klares Ziel, noch ein Konzept und dementsprechend auch keine Prioritätenliste, die abgearbeitet werden könnte. So bleibt ein – wie schon in den Jahren zuvor – ambitionsloser Fleckerlteppich übrig”, kritisiert Hannes Höller von der Radlobby die Pläne für das Jahr 2021.
Sichere Radrouten und Schulwege weiterhin Fehlanzeige
Leidtragende dieser Verkehrspolitik sind vor allem Kinder und Jugendliche sowie ältere Personen, die mit dem Rad fahren. Höller: “Wenn es sichere und durchgehende Radrouten von den Wohnvierteln in die Innenstadt sowie zu den Schulen geben würde, wären noch viel mehr bereit, aufs Rad zu steigen. Schulstraßen mit temporärem Fahrverbot vor den Schulen sind eine ideale Ergänzung. Der Autoverkehr würde sinken und auch die Konflikte und Gefahrenstellen, die sehr oft durch fehlende Radinfrastruktur ausgelöst werden, gingen zurück. Eine Win-Win-Situation für alle: weniger Lärm, Stau und Emissionen und dafür mehr Miteinander, Sicherheit und Lebensqualität.”
Die Zeichen der Zeit stehen längst auf Radverkehr – gerade in wachsenden Städten wie Wiener Neustadt. “Wir werden bald 50.000 EinwohnerInnen haben. Der Platz wird aber nicht mehr. Die Förderung des Radverkehrs ist dabei der Hebel mit dem größten Effekt und dem besten Kosten-Nutzen-Verhältnis. Gleichzeitig müssen auch die Emissionen aufgrund der verbindlichen Klimaziele sinken. Der Autoverkehr ist dabei der größte Problembereich, auch hier ist das Rad der zentrale Schlüssel zur Lösung. Wir haben der Stadt ein ausgearbeitetes Radroutenkonzept präsentiert – leider wird darauf nicht zurückgegriffen”, so Höller.
Rückfragen: Hannes Höller, 0664/8539409, hannes.hoeller@radlobby.at