Papier ist geduldig, die Radlobby Klosterneuburg weniger. Sie verlangt, dass den guten Vorsätzen auf Landes- und Gemeindeebene nun rasch auch entsprechende Taten folgen. Ohne massive Investitionen in die Infrastruktur für RadfahrerInnen und FußgängerInnen sind die gesteckten Ziele nicht erreichbar.

Radverkehrszählstellen lieferten vergangenes Jahr trotz Homeoffice und Homeschooling Rekordwerte. In Wien waren es plus 12 Prozent. (In Klosterneuburg wird leider nicht gezählt.) Die Annahme liegt nahe, dass der Fahrradboom einzig von der Pandemie ausgelöst wurde und zurückgehen werde, sobald die Krise überstanden ist. Tatsächlich ist dieser Trend aber schon seit einigen Jahren zu beobachten und nicht durch eine einzelne Ursache erklärbar. Wesentlich beigetragen hat sicher das E-Bike. Auch die starke mediale Präsenz der Klimakrise führte bei vielen Menschen zu einem Hinterfragen der Mobilitätsgewohnheiten.

Der politische Druck, in Radinfrastruktur zu investieren, ist dadurch in den vergangenen Jahren stark gestiegen. EU, Bund und Länder stellen immer umfangreichere Förderungen zur Verfügung. Einzig auf Gemeindeebene sind die Reaktionen oft noch zaghaft. Das ist leicht erklärbar, ist doch der Bau von Radwegen im verbauten Gebiet in der Regel mit der unpopulären Reduktion von anderen Verkehrsflächen verbunden.

Verdoppelung der aktiven Mobilität bis 2030

Auf den ersten Blick könnte die Radlobby mit der aktuellen Entwicklung in Klosterneuburg zufrieden sein. Mit dem für heuer geplanten neuen Radwegstück bei der Agnesbrücke und dem im Rahmen des Fernwärmeausbaus vorgesehenen Lückenschluss beim Stollhof sind nach Jahren des Stillstands wieder zwei größere Radverkehrsprojekte auf Schiene.

Sind wir also auf einem guten Weg? Das Klosterneuburger Stadtentwicklungskonzept (STEK 2030+) sieht eine Steigerung des nachhaltigen Verkehrs auf 55 Prozent bis 2030 vor. Das vor zwei Wochen von Landesrat Ludwig Schleritzko vorgestellte Niederösterreichische Verkehrskonzept „Aktive Mobilität“ strebt bis 2030 eine Verdopplung des Fuß- und Radverkehrs an.

„Mit dem aktuellen Ausbautempo in Klosterneuburg werden wir diese Ziele vielleicht erreichen, aber nicht 2030, sondern 2060“, meint Werner Palfinger, Sprecher der Radlobby Klosterneuburg. „Kontinuierliche Radverkehrszuwächse von zehn Prozent pro Jahr, wie sie für die angesprochenen Ziele nötig wären, sind politisch machbar. Beispiele wie München oder Paris zeigen das. Dazu bräuchten wir aber viel mehr Mut im Gemeinderat und fünf Radwegprojekte pro Jahr statt einem.“

Daher fordert die Radlobby Klosterneuburg für die Stadt und ihre Katastralgemeinden ein Gesamtkonzept zum Ausbau der Infrastruktur für RadfahrerInnen und FußgängerInnen. „Außerdem ist es enorm wichtig, auch sichere Verbindungen zu den Nachbargemeinden herzustellen“, so Palfinger. „So ist beispielsweise die B14 zwischen Maria Gugging und St. Andrä/Wördern für RadfahrerInnen derzeit lebensgefährlich.“

B14 zwischen Maria Gugging und St. Andrä/Wördern: Brandgefährliche Überholmanöver wie dieses sind leider kein Einzelfall. Foto: Radlobby Klosterneuburg

Presse

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Stellungname zum Fahrrad-Boom