Rund 15.000 Kraftfahrzeuge pro Tag fahren über den Stadtplatz, das Herz der Unteren Stadt, – und die allermeisten fahren nur durch. Der Großteil der Fläche mit seinem weitgehend historischem Architekturensemble ist dem Auto gewidmet. Das muss sich ändern.

Wie ist es derzeit um den Stadtplatz bestellt?

+ Die Geschichte des Stadtplatzes reicht bis ins späte 13. und frühe 14. Jahrhundert zurück, im Untergrund sogar bis in die Steinzeit.

+ Am Stadtplatz gibt es fast alles: frisches Gebäck, Eis, Blumen, Elektro(nik)geräte, Mode, Spielsachen, Apotheke, Supermarkt, Drogerien, den Samstags-Markt, Trafiken, zahlreiche Ordinationen, Reise- und Immobilienbüros und vieles mehr.

+ Das öffentliche Verkehrsangebot ist gut. Mehrere Buslinien machen hier halt, der Bahnhof Klosterneuburg-Kierling liegt in unmittelbarer Nachbarschaft.

Die B14 führt über Umfahrungsstraße, Albrechtstraße und Hölzlgasse, dennoch wird von den meisten Autofahrer:innen die Abkürzung über den Stadtplatz genutzt. Der dichte Kfz-Verkehr verursacht Lärm sowie jede Menge CO2-, Stickoxid- und Feinstaubemissionen.

Der Verkehr und die weitgehende Versiegelung des Platzes schmälern die Aufenthaltsqualität. Die riesigen Asphalt- und Betonflächen führen jeden Sommer zu Überhitzung. Nur wenige Bäume bieten Schatten – und das Sitzmobiliar ist der prallen Sonne ausgesetzt.

Lärm, Abgase und Überhitzung beeinträchtigen auch die Qualität des Stadtplatzes als Wirtschaftsstandort. Die Greißlerei schloss bereits vor einigen Jahren. Heuer sperrten die Fleischhauerei und das Geschirrgeschäft zu, und mit Jahresende wird es auch nur mehr eine statt zwei Bäckereien geben. So manches Geschäftslokal steht leer. Besonders schwer hat es die Gastronomie: Die Lokale neben der Pestsäule haben der Reihe nach zugesperrt. Für Schanigärten gibt es derzeit kaum Platz.

Auf dem Stadtplatz fehlt – abgesehen von einigen Fahrrad-Bügeln – jegliche Radverkehrsinfrastruktur. Die Radroute Martinstraße endet im dichten Mischverkehr. Fußgängerübergänge gibt es nur am Anfang und am Ende des rund 300 Meter langen Platzes.

Die aktuelle Situation schadet auch dem Tourismus, ganz besonders dem weiter wachsenden Rad-Tourismus entlang des Donauradweges (EuroVelo 6).

„Der Stadtplatz hätte ein enormes Potenzial als Treffpunkt für die Einheimischen, als Sehenswürdigkeit für Tourist:innen und nicht zuletzt als Einkaufsmeile“, erklärt Werner Palfinger, Sprecher der Radlobby Klosterneuburg. „Dazu bedarf es allerdings einer Umgestaltung des Platzes und einer drastischen Reduktion des Durchzugsverkehrs.“

Die Radlobby Klosterneuburg setzt sich daher für folgende Maßnahmen ein:

• die zeitgemäße Umverteilung der öffentlichen Fläche hin zur aktiven Mobilität,
• die Steigerung der Verkehrssicherheit für Radfahrende und Fußgänger:innen,
• eine teilweise Entsiegelung und das Pflanzen von Bäumen und die Schaffung von schattigen Aufenthaltsflächen (Sitzgruppen),
• die Aufwertung des Stadtplatzes als Einkaufsstraße und Tourismusziel,
• die Reduktion des Kfz-Verkehrs auf das absolute Minimum (Linienbusse, Lieferverkehr, Zufahrt für Anrainer:innen).

Für eine Neugestaltung des historischen Platzes gäbe es mehrere Möglichkeiten, zum Beispiel:
• die Einrichtung einer Begegnungszone mit Tempolimit 20 km/h,
• ein Fahrverbot ausgenommen Linienbusse, Lieferverkehr,Anrainer:innen und Radfahrer:innen,
• eine Fahrradstraße (die die Zufahrt, jedoch nicht die Durchfahrt erlaubt),
• eine Wohnstraße (Schrittgeschwindigkeit, Kfz-Zufahrt und Radverkehr erlaubt) oder auch
• die Errichtung von beidseitigen, baulich getrennten Einrichtungsradwegen. Messungen der Radlobby Klosterneuburg belegen, dass dafür ausreichend Platz vorhanden wäre.

„Entscheidend ist für uns, dass sich Radfahrende und Fußgänger:innen künftig sicher und gerne auf dem Stadtplatz bewegen können“, so Palfinger. „Weiters ist es uns wichtig, auch eine sichere Radverkehrsinfrastruktur zwischen Stadtplatz und Karl-Domanig-Gasse zu schaffen, um einen Anschluss an die Kierlingtal-Radroute im Bereich Burgstraße/ Mühlengasse/Stolpeckgasse herzustellen.“

Verkehrsberuhigung belebt die Wirtschaft

Dass eine Verkehrsberuhigung keineswegs zum Nachteil der Wirtschaftstreibenden ist, belegen zahlreiche nationale und internationale Beispiele, wie man etwa in der ECF-Studie nachgelesen kann. Radfahrende kaufen zwar pro Einkauf weniger ein, das dafür öfter als Autofahrer:innen – und in Summe mehr. Plätze mit hoher Aufenthaltsqualität laden zum Verweilen, Flanieren und Erkunden des bestehenden angebotenen Spektrums an Geschäften, Lokalen und Dienstleistungen ein. Auch eine aktuelle Studie der RWTH Aachen kommt zu diesem Ergebnis, wie der WDR berichtet.

Als Vorbild können nahezu jede niederländische Stadt, Kopenhagen oder Paris dienen – aber auch der Rathausplatz in Melk oder die Mariahilfer Straße in Wien. Mit dem Parkplatz „In der Au“, der Parkgarage in der Hundskehle und der Kurzparkzone auf dem Niedermarkt sind Kfz-Abstellplätze in ausreichender Zahl und Nähe zum Stadtplatz vorhanden.

„Es ist höchst an der Zeit, eine faktenbasierte und sachliche Diskussion über die Zukunft des Stadtplatzes zu führen – im Sinne der Bevölkerung, der Wirtschaft und des Klimaschutzes“, appelliert Palfinger an die Verantwortlichen, insbesondere an Bürgermeister Stefan Schmuckenschlager, den Verkehrsausschuss, das e5-Team und die Klima- und Energie-Modellregion.

Pressefotos

Stadtplatz 1
Stadtplatz 2
Stadtplatz 3

 

Verkehrshölle Stadtplatz? Stadtplatz mit Zukunft!