(Melk, 6.8.2019) Die umstittenen Pläne zum Ausbau der Rollfährestraße in Melk wurden beim Radlobby-Treffen am Dienstag, 6.8., mit den anwesenden Gemeindevertretern eingehend und kontrovers diskutiert.
Am Treffen nahmen zwölf interessierte Bürgerinnen und Bürger sowie sieben Vertreter der Stadtgemeinde Melk (Patrick Strobl, Bürgermeister, Wolfgang Kaufmann, Vizebürgermeister/Verkehrsstadtrat, Nikolaus Weinwurm/Finanzstadtrat, Franz Schmutz, GR/Verkehrsausschuss, Leopold Emminger, GR/Verkehrsausschuss – unter den Anwesenden auch Gesundheitsstadtrat Emmerich Weiderbauer) teil.
Wolfgang Kaufmann, Vizebürgermeister/Verkehrsstadtrat, präsentiert den aktuellen Stand der Planung Rollfährestraße. Es entspinnt sich rasch eine lebhafte Diskussion, mit den Anwesenden, die bei Einzelpunkten immer wieder einhaken und nachfragen. Und die letztlich auch die geplante Gesamt-Replik aus Radlobby-Sicht nicht zustande kommen lässt bzw. überflüssig macht, da die kritischen Argumente aus dem Publikum bereits einzeln immer wieder vorgebracht werden.
Zentrale Punkte für Gemeinde:
- Ein wesentliches Ziel von Planung ist es – unter Ecoplus-Beteiligung – eine EU-Förderung (100.000 Euro oder auch mehr) für den Umbau zu bekommen, die unter dem Titel „Lückenschluss am Donauradweg“ für den Umbau der Rollfährestraße ausgeschüttet wird und die den Umbau wesentlich mitfinanziert. Dafür brauche es auf der ganzen Rollfährestraße einen durchgehenden Radweg (andere mögliche Lösungen wie Fahrradstraße oder Begegnungszone werden von Stadtgemeinde abgelehnt; unbeantwortet bleibt, ob sie die Förderbedingungen auch erfüllen würden).
- Der Ausbau der Schifffahrt an der Donau (durch Verlegung der Linienschifffahrt raus an die Donau) und eine erwartete Zunahme der Donaukreuzfahrt-Schiffe würden den Auto-/Bus-Verkehr dorthin deutlich erhöhen. Auf den – mehrfach wiederholten – Hinweis, dass der zu erwartende Zuwachs (die genannten Autozahlen variieren), den Anteil des Pkw-Verkehrs an der Gesamtverkehrsmenge auf etwa 25 % (plus 4 % Busse) erhöhe und das wenig daran ändere, dass über 70 % der Verkehrsteilnehmer hier Fußgänger und Radfahrer sind, wird nicht eingegangen (mehr Schiffe erhöht übrigens auch den Fußgängeranteil).
In der Diskussion kristallisieren sich zwei Teilbereiche raus, die von den Gemeindeverantwortlichen völlig unterschiedlich gesehen und behandelt werden:
Abschnitt 1: Kreuzung Autobrücke bis Fährhaus/Donau (260 m):
Hier ist der überwiegende Anteil des Pkw- und Busverkehrs unterwegs (und auch alle Fußgänger und Radfahrer). Daher wird hier massiv ausgebaut: statt des derzeitigen 5m-Betonbandes, 6,5 m Straße plus 4 Meter Geh-/Radweg (ohne Benützungspflicht – heißt: Radfahrer können auf Straße ausweichen, wenn dort kein Autoverkehr). Hauptargument für diese Form des Trennverkehrs ist die Verkehrssicherheit. Der mehrmalige Hinweis, dass es hier keine Verkehrssicherheit zu verbessern gibt, da im derzeitigen Mischverkehr keine Verkehrsunfälle bekannt sind, dringt nicht durch.
Dass dieser Ausbau auch das Erscheinungsbild der Rollfährestraße massiv verändert – von der derzeit schattigen, von hohen Bäumen gesäumten für Fußgänger und Radfahrer sehr attraktiven und einladenden 5m-Straße auf ein 11,5m-breites Asphaltband, mit naturgemäß wenig Schatten – wird mehrmals thematisiert; die Gemeindevertreter gehen darauf nicht ein, sondern verharren auf dem Argument Verkehrssicherheit.
Bezüglich – auf Rücksicht bauendem – Mischverkehr (der derzeit sehr gut funktioniert) oder – flächenintensivem – Trennprinzip in diesem Bereich, gibt es unter den Anwesenden – auch aus dem Kreis der Bürgerinnen und Bürger – durchaus kontroverse Meinungen.
Im ganzen Bereich der Rollfährestraße wird Tempo 30 gelten.
Abschnitt 2: Hubbrücke bis Kreuzung Autobrücke (370 m):
Hier ist der Umbau vom derzeitigen 5 m-Betonband auf einen 3 m Radweg plus 4 m Straße (mit Ausweichstellen) geplant.
In diesem Bereich liegen die zwei Hauptkritikpunkte der Radlobby:
1. Hauptkritikpunkt – Verschwenkung des Radwegs (heißt: Radweg – von der Donau kommend – zuerst rechte Straßenseite, dann im Kreuzungsbereich Wechsel über die Autospur, und Radweg dann bis zur Hubbrücke auf linker Seite. Der Grund dafür wird so erklärt: der Radweg dient im Bereich Wachauarena (dort sind Bus-Halte direkt am Radweg geplant, weil gehschwache Touristen von Hubbrücke zur Donau gefahren werden müssten; und der Radweg wird in diesem Busbereich auf „Hochbord“ (= erhöht, mit Gehsteigkante) geführt, damit die Bustouristen vom erhöhten Radweg eben in den Bus einsteigen können – also: der Radweg als Einstiegshilfe für Bustouristen, die dann offenbar am Radweg stehen und auf den Bus warten ?!
2. Hauptkritikpunkt – der im Plan vorgesehene „Wendehammer“ – ein 24 m Durchmesser / 450 m2 großer Wendekreis direkt vor der Hubbrücke – für gezählte 4 – die Gemeinde spricht von 10 – Bussen am Tag, und das auch nur den paar Monate, in der Hochsaison).
Für diesen 2. Abschnitt Hubbrücke bis Kreuzung Autobrücke und die genannten Hauptkritikpunkte – signalisierten Bürgermeister und Vizebürgermeister Gesprächsbereitschaft und das Bemühen eine andere Lösung für die Busse zu finden – etwa Halt jenseits der Hubbrücke im Bereich B1, oder andere Wendelösung. Vom Tisch sind die Kritikpunkte damit noch nicht. Der Vizebürgermeister bezeichnet den Planentwurf als „Maximalvariante“, von der noch Abstriche gemacht werden können. Aber die natürlich auch gebaut werden können, sobald sie im bewilligten Plan drin stehen.
Resumee:
Das Zustandekommen dieses offenen Austauschs der Argumente zwischen Radlobby Melk (12 Teilnehmende) und Stadtpolitiker (6 Teilnehmende) – zu einem Zeitpunkt, wo der Plan noch nicht fixiert ist und auch noch geändert werden kann – kann durchaus als Meilenstein für gelebte Demokratie in Melk bezeichnet werden – Dank an alle, die teilgenommen und mitdiskutiert haben – an die Gemeindepolitiker, ebenso wie die interessierten Bürgerinnen und Bürger!
Noch ist keine Veränderung der Planung erreicht:
Ob die Argumente für eine Änderung der Planung und die geäußerte Bereitschaft für punktuelle Änderungen besonders problematischer Planungsdetails letztlich zu einer Verbesserung der Planung führen werden, ist offen. Ohne ein weiteres Dranbleiben an dem Thema seitens der Bevölkerung, wird es wohl nicht gehen. Besonders wichtig wird es sein, in der Bevölkerung die Wahrnehmung für das Thema weiter zu erhöhen – also Familie, Freunde und Bekannte auf das Thema ansprechen, die Problematik besprechen, Gemeindepolitiker darauf anreden etc.
Diskussion mit Bürgermeister Strobl über den Ausbau Rollfährestraße